Es war im Jahr 2000 als ich zum ersten mal Pucusana besuchte,jenen kleinen und typischen Fischerhafen an der Pazifikküste, etwa 80km südlich von Lima. Dort lernte ich zufällig die damalige Leiterin einer sehr kleinen Privatschule kennen. Wie überall in Peru kamen wir schnell ins Gespräch ,und alsbald stellte sich heraus, dass sie in großer Sorge um die Existenz ihrer kleinen Privatschule war: nur die wenigsten Eltern konnten nämlich das monatliche Schulgeld noch aufbringen; denn man muss wissen,dass 90 % der Väter Fischer sind, und da der Fischfangertrag seit Jahren rückläufig ist , fehlt den Familien eine sichere Existenzgrundlage und vor allem das Schulgeld für ihre Kinder. So besuchten im Jahre 2000 nur noch 30 Schülerinnen und Schüler diese Privatschule mit abnehmender Tendenz, und damit war auch die Auszahlung der ohnehin sehr schmalen Lehrergehälter nicht mehr gewährleistet.Kurz und gut: die Schule stand kurz vor ihrer Auflösung.
Man muss wissen, dass in Peru Privatschulen von den allermeisten Eltern favorisiert werden, da sie eine insgesamt höhere Unterrichts- und Erziehungsqualität haben und den Kindern eine bessere Berufsperspektive bieten können.
Nach meinem Gespräch mit der Leiterin der Schule, Senora Sara Navarro, versprach ich ihr, nach meiner Rückkehr in Deutschland mich um eine finanzielle Unterstützung zu bemühen. Wie sie mir später offenbarte, hat sie daran nicht geglaubt,denn in Peru wird vieles versprochen. Aber als ich dann die ersten 500 Dollar überwiesen hatte und im Folgejahr 1000 Dollar in Bar mitbrachte und die ersten Patenschaften zwischen deutschen Paten und peruanischen Schülern entstanden, war sie fassungslos und von meinem Engagement überzeugt. Inzwischen konnte ich 80 Schülerinnen und Schüler in Patenschaften vermitteln, so dass die ärmsten unter ihnen eine solide Ausbildung bekommen können.Alle Patenschüler schreiben zweimal im Jahr einen persönlichen Brief an die Paten. Da wir am GiL inzwischen einen Gemeinnützigen Verein gegründet haben, können sowohl die Patengelder(220 Euro im Jahr) als auch alle anderen eingehenden Spenden steuerlich abgesetzt werden.
Seit dem Jahre 2000 ist die Schülerzahl von 30 auf fast 200 (Primar-und Sekundarstufe) gestiegen- und nur die begrenzten Räumlichkeiten verhindern ein weiteres Ansteigen der Schülerzahlen,denn inzwischen hat die Schule im gesamten Distrikt einen hervorragenden Ruf -auch bestätigt durch den Besuch des Deutschen Botschafters im Jahre 2005.
Bei 16 Lehrerinnen und Lehrern werden praktisch alle Fächer unterrichtet, allerdings bleiben die Naturwissenschaften häufig zu theoretisch und sind nur wenig experimentell ausgerichtet. Deshalb richten wir zur Zeit ein kleines Labor ein, dessen Inventar bisher nur teilweise angeschafft werden konnte. Dagegen werden die Schüler seit einigen Jahren im Fach „computacion“ mit der Arbeit an Computern vertraut gemacht.
Inzwischen haben wir durch das Engagement des GiL (Sponsorenläufe) und weitere Spenden ein ganz neues Schulgebäude errichten können. Dieses ist in diesem Frühjahr fertiggestellt worden.
Nachdem ich in Deutschland- insbesondere am GiL – immer mehr Gelder mobilisieren konnte und die Schule sich optimal entwickelte, haben sich Eltern und Schulleitung entschieden, die Schule nach mir zu benennen. Trotz meiner anfänglichen Verweigerung, musste ich mich schließlich dem Willen beugen und einen Lebenslauf ans peruanische Ministerium schicken. Nach eingehender Prüfung wurde dann die Schule in „Institucion Educativa Privada Erich Kramm“ umbenannt.
Inzwischen ist das Colegio in ein Konsorzium umgewandelt worden, das durch die dortige Finanzbehörde kontrolliert wird. Außerdem ist zu erwähnen, dass ich durch langwierige Verhandlungen und viele Behördengänge schließlich erreichen konnte, dass das gesamte Schuleigentum der Familie Navarro nicht verkauft, sondern nur an eine soziale peruanische Institution übergeben werden kann.
Ein Ziel steht noch aus: ein Schüleraustausch zwischen dem GiL und Pucusana!
Und die SV ist dabei, diesen tatkräftig zu planen! Gerade dadurch kann die Solidarität zwischen Arm und Reich an Glaubwürdigkeit gewinnen.
Sieht man die gesamte Entwicklung dieser kleinen peruanischen Schule, so bleibt festzustellen, dass ohne die Herzlichkeit des GiL und seiner engagierten Unterstützung, ohne die spendenfreudigen Marler Bürgerinnen und Bürger und ohne die 30 Patenschaften im Kollegium eine solch beispielhafte Entwicklung der kleinen Privatschule nicht möglich gewesen wäre.Hinzu kommt, dass ich als „Patron“ und Namensgeber der Schule jährlich einmal vor Ort bin, um die Investitionen zu begutachten, mir Rechnungen und Quittungen vorlegen lasse und für alle ein Ansprechpartner bei Sorgen und Klagen bin.
Erich Kramm