Am Mittwoch, dem 19. März 2025, hatte der Pädagogik-Leistungskurs von Frau Hartung die besondere Gelegenheit, das Kunterbunte Chamäleon (KBC) an der Martin-Luther-King-Schule in Marl zu besuchen. Im Rahmen der Abiturvorbereitungen diente die Einrichtung als Anknüpfpunkt unseres aktuellen Themas und als praktische Anwendung unseres gesamten Fachwissens.
Auf Grundlage eines Potpourris an Wissen über entwicklungspsychologische, pädagogische und soziologische Konzepte widmeten wir uns strukturiert der Aufgabe, dem KBC eine fundierte und aktuelle pädagogische Weiterentwicklung zu ermöglichen. Als Fundament diente eine intensive Recherche sowie der Austausch über die bestehende Einrichtung.
Ein Vergleich mit kulturellen Theorien zeigte uns, dass das Konzept der Interkulturalität bereits stark im KBC verankert ist. Jedoch erkannten wir, dass das Prinzip der Transkulturalität noch ausbaufähig war. Daher entwickelten wir in Gruppen konkrete Handlungsempfehlungen, die insbesondere die Themen Identitätsbildung und die damit verbundene Aufgabe des transkulturellen Lernens stärker in den Fokus rücken sollten. Letzteres beschreibt die dynamische Vermischung verschiedener Kulturen in unserer globalisierten Welt.
Unsere Vorschläge basierten auf wesentlichen pädagogischen Prinzipien wie kritischem Denken, Reflexionsfähigkeit, Mitbestimmung, Selbstständigkeit und der Fähigkeit zur Perspektivübernahme. Das übergeordnete Ziel war die Förderung eines mündigen Individuums, das sich aktiv in seine Umwelt einbringen kann.
Überraschenderweise stellten wir während unseres Besuchs fest, dass viele unserer Vorschläge bereits in die Praxis umgesetzt wurden, noch bevor wir sie präsentieren konnten. Während die etwas veraltete Homepage nur eine vage Vorstellung davon vermittelte, was uns erwarten würde, erwies sich das KBC in der Realität als ein Ort voller Modernität und durchdachtem Design. Der erste Gedanke vieler: „Hier würde ich auch freiwillig wohnen!“
Das ehemalige Schwimmbad ist heute ein wahres architektonisches Highlight. Durch die riesigen Glasfenster flutete die Sonne den Raum und tauchte ihn in eine warme Atmosphäre mit Blick auf den Schulhof. Im einstigen Schwimmbecken selbst erstreckte sich eine farblich perfekt abgestimmte, gemütliche Lounge – stilvolle Möbel, kuschelige Sitzmöglichkeiten und ein Ambiente, das sofort zum Verweilen einlädt.
Und dann die Küche! Eine offene, moderne Arbeitsfläche, die alle Erwartungen übertraf. Doch das wahre i-Tüpfelchen war die Ausstattung: Eine beeindruckende Auswahl an Spielen, Bastelmaterialien und kreativen Möglichkeiten, die für leuchtende Kinderaugen sorgen. Auch Gaming-Fans kommen nicht zu kurz: Das KBC bietet eine breite Auswahl an PlayStation- und Switch-Spielen – natürlich alles pädagogisch sinnvoll.
Besonders ökologisch und ökonomisch ist die Kooperation mit Food Sharing, welche der Einrichtung Essen zur Verfügung stellt, das sonst weggeworfen worden wäre. Von diesem Angebot haben wir natürlich direkt Gebrauch gemacht – die frischen Schnittchen und die saftigen Gurken und Karotten begeisterten nicht nur die hungrigen Schüler, sondern auch die Umwelt.
Um den großen Andrang in der Mittagspause der Martin-Luther-King-Schule zu regulieren, sind die Besuchszeiten nach Klassenstufen eingeteilt. So wird vermieden, dass sich die Stufen untereinander in Konkurrenz geraten und übliche Hierarchien entstehen. Ein besonderes Highlight ist der Freitag, der als Sport-Tag für alle offensteht – eine tolle Gelegenheit, sich auszupowern und neue Leute kennenzulernen.
Nach der kleinen Führung durch die Wohlfühloase ging es an das Vorstellen unserer gestalteten Flyer inklusive möglicher neues Angebote für das KBC. Alle vier ausgearbeiteten Konzepte stehen dem KBC nun zur Verfügung. Besonders spannend: Der beste Flyer bekam die Möglichkeit, die Verbesserungsvorschläge persönlich vorzustellen.
Der daraus entstandene Austausch mit den Mitarbeitenden war äußerst bereichernd. Neben inhaltlichen Diskussionen wurde durch den trilingualen Erzieher Herrn Özdemir auch eine oft unbeachtete Problematik angesprochen: die tatsächliche Umsetzbarkeit vieler pädagogischer Konzepte. Denn was in der Theorie plausibel erscheint, stößt in der Praxis oft auf unerwartete Herausforderungen.
Am Ende des Tages hatten wir nicht nur neue Erkenntnisse gewonnen, sondern auch einen geschärften Blick dafür entwickelt, welchen Einfluss Schulen auf Kinder haben – auch über den Unterricht hinaus. Uns wurde bewusst, wie sehr sich die sozioökonomischen Lebenssituationen und das familiäre Umfeld auf den Alltag der Kinder auswirken.
Während wir noch über unsere Eindrücke sprachen, warteten bereits die ersten Kinder vor der Tür – bereit, ihre Zeit im KBC zu verbringen und sich eine Kleinigkeit zum Essen zu holen.
„Ein sicherer und geschützter Ort für die Kinder ist das A und O“, betonte einer der Co-Leiter und zeigte auf die gemütliche Sitzecke neben dem Billardtisch – das Herzstück dieser besonderen Einrichtung.
Unser Fazit:
Das KBC ist nicht nur eine Empfehlung für Schülerinnen und Schüler, die nach der Schule einen offenen und freundlichen Raum zum Entdecken und Entspannen suchen, sondern auch für Ferienangebote einen Besuch wert. Zudem bietet die Einrichtung auch älteren interessierten Schülerinnen und Erwachsenen die Möglichkeit, sich als freiwillige Helfer*innen oder sogar als Übungsleiter zu engagieren. Wer Lust hat, pädagogische Erfahrungen zu sammeln oder in einem spannenden sozialen Umfeld mitzuarbeiten, sollte unbedingt vorbeischauen.
Ein riesiges Dankeschön an das Team des KBC für diese einmalige Erfahrung, den offenen Austausch und die wertvollen Einblicke.
Wir kommen gerne wieder!
Finja Müller für den Pädagogik-Leistungskurs (Q2)