Der Opfer des Zweiten Weltkriegs erinnern und gedenken – eine Herausforderung, auch heute. Ein Besuch auf dem Alten Friedhof in Marl-Brassert machte dies bei einer Führung für unseren Geschichts-LK eindrücklich deutlich. Unser Geschichtskollege Herr Pothmann, in Marl engagiert in der Geschichtswerkstatt, hat uns Gedenkorte auf dem Friedhof gezeigt: die Grabsteine von Marler Bürger:innen, die starben bei dem schwersten Luftangriff auf Marl im Jahr 1943, dazu zahlreiche Tote in den letzten Kriegstagen, viele davon erschreckend jung. Die Gräber von Zwangsarbeiter:innen, die im Bergbau und der Chemieindustrie eingesetzt waren: namenlos, ohne Grabstein, nicht erkennbar. Eine Gedenktafel erinnert an Menschen, die, meist aus osteuropäischen Ländern stammend, verschleppt wurden und unter unwürdigen und unmenschlichen Bedingungen in Marl leben und arbeiten mussten. Ca. 10.000 Zwangsarbeiter:innen und Kriegsgefangene waren in Marl, einer Stadt mit damals 40.00 Einwohnern. Viele sind verstorben oder, so veranschaulichte ein Beispiel, haben sich das Leben genommen.
So wird deutlich, dass Zahlen und Informationen aus unserem Geschichtsunterricht, der den Zweiten Weltkrieg schwerpunktmäßig als Vernichtungskrieg behandelt hat, sich spiegeln in der Lokalgeschichte. Der Alte Friedhof Brassert, der zum Friedenspark umgestaltet werden soll, stellt die Stadt Marl aktuell wieder vor die Frage, wie sie zukünftig der Opfer des Zweiten Weltkriegs, besonders der Zwangsarbeiter:innen, gedenken will.