In einer 4-teiligen Miniserie berichten SchülerInnen aus der EF von ihrem Erlebnissen während ihres Berufspraktikums und liefern Einblicke in verschiedene Tätigkeitsfelder. In dieser Woche berichtet Nathalie von ihrer Arbeit im Sankt Marien Hospital Buer.
Gerade mal sechs Uhr und schon geht das Chaos los. Nur drei bis vier examinierte Pflegefachkräfte, obwohl sechs die Norm sind und dazu noch ich, eine 16-Jährige Praktikantin. Außerdem befinden sich noch um die 36 Patienten auf der Station B7 im Sankt Marien-Hospital in Gelsenkirchen Buer. Von diesen braucht mindestens die Hälfte Hilfe bei Sachen wie Waschen, Toilettengängen oder einfach nur beim Aufheben der Brille und ehe man sich umsieht, schellen schon 4, 5 oder auch 6 Klingeln. Die Patienten rufen. Als wäre das nicht genug, müssen noch die Verbände gewechselt werden. Bei der Visite später muss mitgegangen werden und davor wird noch rechtzeitig das Frühstück ausgeteilt. Am Tag davor wurde es mir zwar erklärt, doch das alles dann nochmal so mitzuerleben und zu sehen, war eine ganz andere Sache. Ich bin sogar etwas erschrocken darüber, wie professionell und verantwortungsvoll alles trotz des Zeitdrucks abläuft. Hinzukommend muss auch eine Liste der OPs angefertigt werden, wer wann operiert wird und somit nüchtern bleiben sollte. Ebenfalls stehen heute noch die Röntgen- und Untersuchungsfahrten, Entlassungen und neue Aufnahmen an. So viel zu tun und allein bei dem Gedanken daran will man sich schon umdrehen und alles dem Schicksal überlassen. Ganz ehrlich, genau das ist mein Gedanke, als ich von all dem am zweiten Tag höre. Das alles Tag für Tag hinzubekommen und dann noch den Job ausführen zu wollen, hat schon meinen ganzen Respekt verdient. Es klingt unmöglich für 3 Personen, ist jedoch leider der Alltag eines jeden Morgens in einem Krankenhaus
Das Sankt Marien-Hospital besitzt insgesamt 8 Stationen und zusätzlich noch die OP-, Intensiv- und Notfallabteilung. Die Summe der Mitarbeiter beträgt um die 900 und dazu zählen die Ärzte, Pflegefachkräfte und die Verwaltung, aber auch die Techniker, Physiotherapeuten und Putzkräfte. In dem Beruf der Pflegefachkräfte überwiegt die Anzahl der dort arbeitenden Frauen. Auf den Stationen befinden sich im Durchschnitt 20 Pflegefachkräfte, von denen nur 2-3 männlich sind. Bei den Ärzten hingegen ist es genau andersrum, denn von ungefähr 6 Ärzten sind die meisten Fachkräfte männlich. Teilweise sind sogar keine weiblichen Fachärzte auf den Stationen vorhanden. Dafür sind mehr Frauen Assistenzärztinnen. Das Krankenhaus bietet den Assistenzärzten die Möglichkeit, sich in ihren gewünschten Fachrichtungen auszubilden. Und auch die auszubildenden Pflegefachkräfte können im Haus auf verschiedenen Stationen praktische Erfahrung für ihre Ausbildung sammeln. Außerdem gibt es für bereits examinierte Mitarbeiter auch bestimmte Fortbildungen, wie zum Beispiel für die Notfallmedizin oder für die Stationsleitung. Die Rechtsform des Krankenhauses ist GmbH und im Allgemeinen ist es ein Gesundheitswesen. Es gehört der Verbundstruktur St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH an. In dem Geschäftsbereich »Krankenhaus« sind inklusive des Sankt Marien-Hospitals sieben Krankenhäuser vorhanden. Somit hat es seine Standorte in den Stadtteilen Erle, Horst und Buer in Gelsenkirchen, aber man findet zwei von den Krankenhäusern auch jeweils in Bottrop und Gladbeck.
Nachdem ich ganze fünf Stunden lang auf den Beinen war und nun endlich meine Pause genießen kann, bietet sich mir direkt die perfekte Möglichkeit, mit einer Assistenzärztin zu sprechen. Ohne groß zu zögern, sage ich ihr »Hallo« und frage, wie ihr Arbeitstag bis jetzt gewesen ist. »Ganz gut, es gibt zwar viel zu tun, aber ganz gut«, antwortet sie mir. Schließlich beschließe ich, sie nach dem Studium zu fragen, wie es für sie lief und natürlich auch, was für Erfahrungen sie damit gesammelt hat. Sie meint, es sei, sobald man eine gute Routine während des Studiums entwickelt, sehr machbar für sie gewesen und es habe ihr auch sehr viel Spaß gemacht. Auch jetzt genieße sie die Zeit, in der sie sich für ihre gewünschte Fachrichtung, die Orthopädie, spezialisiert. Ich erfahre aber nicht wirklich vieles mehr, da sie kurz darauf weiter muss. Nichtsdestotrotz freue ich mich, die Chance ergriffen zu haben, da ich bereits vor dem Praktikum gehofft habe, die Möglichkeit zu bekommen, mich mit einem frischen Assistenzarzt unterhalten zu können.
Um Medizin in Deutschland studieren zu können, ist eine Hochschulzugangsberechtigung erforderlich, welche man mit der Hochschulreife, also dem Abitur, erreicht. Das ist jedoch nicht alles, denn für den Medizinstudiengang braucht man außerdem noch einen entsprechenden Numerus Clausus (NC). Welcher dabei erreicht werden muss, ist von dem jeweiligen Bundesland abhängig. Man kann aber sagen, dass dieser in Deutschland kleiner als 1,3 ist.
Als ich von dem Praktikum erfahren habe, habe ich mich gefragt, wo genau ich hin soll. Die meisten stellen sich sicherlich diese Frage, denn es ist zum einen nicht nur wichtig, den passenden Ort zu finden, sondern auch gleich einen guten Eindruck zu hinterlassen. So stellt sich dem einen oder anderen auch schon die nächste Frage zum Praktikum und es endet nie, bis man eben an dem Tag danach Zuhause sitzt und erleichtert ausatmen kann – oder auch nicht. Glücklicherweise habe ich sehr früh beschlossen, dass ich mein Praktikum im Krankenhaus absolvieren möchte. Obwohl ich aber mein Wunschpraktikum hatte, wurde ich von der Aufregung, Nervosität und Freude davor nicht verschont. Mir kommen Fragen wie »Werde ich es wirklich schaffen?« oder »Ist es wirklich der richtige Praktikumsort für mich?« wenige Tage davor in den Kopf. Meine Erwartungen an das Praktikum sind wirklich zahlreich, denn ich will dazu lernen und mich wirklich davon überzeugen, im Krankenhaus arbeiten zu wollen. Gleichzeitig will ich auch etwas über die Zusammenarbeit der verschiedenen Berufe dort erfahren. Weil, ganz ehrlich, ist es nicht spannend, wenn so viele verschiedene und doch ähnliche Berufsgruppen aufeinandertreffen?
Zwischen den verschiedenen Stationen und deren Mitarbeitern erfolgt stets eine gute Zusammenarbeit, da das auch für den Aufenthalt und die Genesung der Patienten notwendig ist. Zu den Arbeitstätigkeiten der Pflegefachkräfte gehören zum einen das Geben der Hilfestellung und zum anderen die volle Übernahme bei der Grundpflege, wenn der Patient dazu nicht in der Lage ist. Wenn die Patienten nicht in der Lage sind selbstständig zu essen, dann wird ihnen auch das Essen von den Pflegefachkräften angereicht. Dazu gehört auch, wenn nötig, das Stellen, Verteilen und Anreichen der Tabletten und eine anschließende Kontrolle des Einnehmens dieser. Je nach ärztlicher Anordnung werden auch Infusionen gestellt und angeschlossen. Außerdem ist die dauerhafte Patientenbeobachtung sehr wichtig. Diese ist notwendig, um mögliche Auffälligkeiten rechtzeitig zu erkennen und schnell reagieren zu können. Auch die Vitalzeichenkontrolle, also das Messen des Pulses, des Blutdrucks und der Temperatur, ist eine täglich durchgeführte Tätigkeit. Bei den OP-Fahrten muss immer eine examinierte Pflegefachkraft dabei sein, um den Patienten zu beobachten und im Notfall handeln zu können. Auch das Durchführen der DMS-Kontrollen (Durchblutung-Motorik-Sensibilität) post operativ auf den operierten Extremitäten ist eine Aufgabe von großer Bedeutung für die spätere Genesung der Patienten. Außerdem gehören die Dokumentation des Alltags der Patienten sowie die der Hilfegebung und weitere schriftliche Aufgaben zu den täglichen Arbeitstätigkeiten.
Nach Ewigkeiten des Wartens ist der erste Tag letztendlich angebrochen. Mit klopfendem Herzen stehe ich vor der Tür des Pflegedirektoriums, um all meine nötigen Informationen zu bekommen. Nervös klopfe ich an der Tür und viele davor vorgestellte Szenarien kommen erneut in mir hoch. Ein paar Tage zuvor habe ich gehofft, dass ich einiges dazu lerne und auch etwas Spannendes erlebe. Aufgeregt habe ich mir vorgestellt, wie ich den Ärzten bei der Arbeit zusehe und mir ein genaueres Bild über die Tätigkeiten verschaffe. Als ich dann endlich das »herein« höre und es meine Gedanken stoppt, laufe ich rein und stelle mich freundlich vor. Mir wird erklärt, auf welche Station ich komme, jedoch wird über meine Tätigkeiten bisher kein Wort verloren. Innerlich macht es mir etwas Angst, denn ich denke mir, dass die Pflegekräfte mit den Patienten um 8 Uhr bestimmt sehr viel zu tun haben. Wo bleibt da bitteschön Zeit für irgendwelche Fragen einer Praktikantin? Wie sich aber herausstellt, mache ich mir unnötig viele Gedanken, denn als ich ankomme und mich im sogenannten »Schwesternzimmer« vorstelle, werde ich mit netten Blicken empfangen und mir wird angeboten, gleich bei den Pflegefachkräften mitzukommen, damit ich den Tagesablauf erklärt bekomme und mich so besser zurechtfinde. »Frag immer nach, wenn du dir unsicher bist« wird mir von einer Pflegefachkraft, die mich ein wenig herumführt, gesagt. Sie zeigt mir, wo was in den Schränken ist und kurz darauf fahren wir gemeinsam einen Patienten zum Röntgen herunter. Dort zeigt sie mir den Weg hin und zurück. Es herrscht eine warme Atmosphäre, sodass ich mich direkt wohlfühle.
Es gibt drei bzw. vier verschiedene Dienstzeiten, an denen die Pflegefachkräfte arbeiten können. Ob die Personen dann zum Dienst erscheint, wird durch die Mitarbeiter kontrolliert. Einmal gibt es den Frühdienst von 6 bis 13:30 Uhr, dann von 13 bis 20:30 Uhr den Spätdienst und von 20 bis 6:30 Uhr den Nachtdienst. Einige Pflegefachkräfte entscheiden sich aber auch den Zwischendienst zu tätigen, der von 8 bis 15:30 Uhr geht. Wenn die Stelle für 100 % gesetzt ist, dann wird täglich gearbeitet und man hat nur jedes zweite Wochenende frei. Das erschwert den sozialen Alltag, denn so haben die Pflegekräfte wenig Zeit für sich. Es gibt aber auch die Möglichkeiten die Stelle auf 80 %, 75 %, 50 % oder auch nur 25 % zu verkürzen. Damit hat man mehr Freizeit, aber auch weniger Gehalt. Eine frisch examinierte Pflegefachkraft verdient auf einer 100 % besetzten Stelle 2600 € brutto, während eine auf einer 75 % besetzten Stelle nur 2100 € brutto verdienen würde.
Um 8 Uhr fangen wir zusammen mit dem Arzt mit der Visite an. Davor wird noch zu zweit in einem raschen Tempo das Frühstück ausgeteilt und danach auch abgeräumt. Vor der Visite mache ich dann noch eine »Eis-Wasser-Runde«, bei der man Kühlbeutel an Patienten verteilt, die eine Schulter-, Hüft- oder Knieop hatten. Gespannt gehe ich dann endlich mit dem Arzt und der Pflegefachkraft mit, um zu sehen, was für einen Ablauf die reguläre Visite hat. Der Arzt untersucht am Anfang die Patienten und bittet sie, die Verbände zu lösen. Dann werden sich die Wunden angeschaut und der Arzt fragt, wie sich der Patient in der Nacht benommen hat – vielleicht gab es ja bestimmte Auffälligkeiten. Es ist am Anfang definitiv gewöhnungsbedürftig, so viele offene Wunden zu sehen und auch ein bisschen anstrengend, denn so einen Anblick hat man nicht alltäglich. Ich muss aber sagen, dass das Arbeiten mit den Menschen mit der Zeit immer mehr Spaß macht, denn man lernt mit jedem Tag dazu und viele der Patienten sind sogar sehr kommunikativ. Man erwartet es im Krankenhaus gar nicht, zumindest habe ich es nicht erwartet, aber man lacht viel. Jedoch kann ich sagen, dass die Pflegefachkräfte sogar regelmäßig mit den Patienten witzeln, aber vor allem auch andersrum.
Natürlich gibt es im Gegensatz dazu auch demente und desorientierte Patienten und bei ihnen sollte man definitiv mehr aufpassen und Rücksicht nehmen. Während der Visite gehen wir zu dritt durch alle Zimmer und nach jedem Zimmer redet der Arzt mit der Pflegefachkraft und ordnet je nach Bedarf unterschiedliche Sachen an wie z.B. Infusionen oder wie oft der Verband gewechselt werden soll.
In einem Krankenhaus herrschen viele Gefahren am Arbeitsplatz, auch wenn es einem am Anfang nicht ganz bewusst ist. Mögliche Beispiele sind Verletzungen durch eine benutzte Nadeln, beim Ziehen oder Aufhängen einer Infusion, Chemikalien, die ins Auge kommen können und man kann bei nicht entsprechenden Schuhwerk stolpern. Deswegen ist immer Vorsicht geboten, weil man mit kranken und verletzten Menschen arbeitet. Hygiene ist in einem Krankenhaus sehr wichtig und für diese sollte man sich immer Zeit nehmen, egal wie lange es braucht. Denn eine der häufigsten Infektionen ist die nosokomiale Infektion. Darunter versteht man eine Infektion, die bei der Aufnahme in die Klinik noch nicht vorhanden oder absehbar ist, sich dann aber erst im Krankenhaus entwickelt oder zugezogen wird.
Normalerweise läuft ein Tag bei mir im Krankenhaus sehr eintönig ab. Es gibt Termine, die zu bestimmten Zeiten eingehalten werden und auch Aufgaben, die bis zu einer Uhrzeit erledigt sein sollten. Nachdem ich morgens bei dem Austeilen des Frühstücks helfe und es dann mit Hilfe auch wieder abräume, erledige ich allein, manchmal auch gemeinsam mit einem netten Auszubildenden, die schon genannte Eis-Wasser-Runde. Diese findet nicht auf allen Stationen statt, aber da die Station B7 eine orthopädische Station ist und sich hier somit sehr viele Patienten mit durchgeführter Knie-, Schulter- und auch Hüftop befinden, ist diese Runde fast schon eine Selbstverständlichkeit. Es ist für mich sogar eine Tätigkeit, die mir Spaß macht und bei der ich dazulerne. Denn dabei habe ich die Möglichkeit, mehr über verschiedene medizinische Maßnahmen bei gewissen Verletzungen zu erfahren. Nach der Runde erfolgen dann auch meistens Entlassungen und Aufnahmen. Bei den Entlassungen werden die Patienten nach Hause gelassen oder aber auch auf eine andere Station oder in ein anderes Krankenhaus verlegt. Es ist hierbei erforderlich, die Zimmer danach zu säubern. Es ist eine Sache, die mit der Zeit sehr nervig ist, aber erledigt werden muss. Bei den Aufnahmen dagegen fragt man den Patienten zum Beispiel nach dem allgemeinen Zustand, Schmerzen, Hörgeräten oder Brillen und auch, wie selbstständig der Patient ist. Während der Aufnahmen habe ich bei vielen Patienten gesehen, wie der Blutdruck und Puls richtig gemessen wird – und auch das wurde mir im Laufe der Zeit richtig beigebracht.
An einem Tag sind bis zu 10 Entlassungen möglich – so viele habe ich zumindest einmal miterlebt. Sicherlich kann es auch zu mehr als nur 10 kommen, was jedoch sehr anstrengend werden kann und natürlich auch Zeit erfordert – Zeit, die man so schon kaum hat. Eine lustige Regel, die sich die Mitarbeiter untereinander ausgedacht haben, ist das Verbot » Heute ist ein ruhiger Dienst « zu sagen, denn damit verflucht man angeblich den Tag. Nun habe ich die Worte an einem Tag einmal in den Mund genommen, danach nie wieder. Ob die zehn Entlassungen damit etwas zu tun hatten?! Zum Schluss des Frühdienstes und nachdem das Mittagessen verteilt wurde, also so gegen 13 Uhr, findet die Übergabe statt. Während der Übergabe übergeben die Pflegefachkräfte des Frühdienstes die Informationen der Patienten an den Spätdienst und informieren über das, was der Arzt alles gesagt hat. So sind sie auf dem aktuellen Stand und können besser mit den Patienten weiterarbeiten. Am Nachmittag wird schließlich eine erneute Eis-Wasser-Runde durchgeführt. Blutproben werden zum Labor und Patienten weiterhin zum Röntgen gebracht, von der OP-Abteilung abgeholt und es wird sich um sie gekümmert. Ich bin normalerweise von 8 bis 16 Uhr da und wenn das Chaos ab ungefähr 14 Uhr vorbei ist, ist es etwas angenehmer und es fühlt sich dann nicht mehr so stressig an. Jedoch höre ich an den nächsten Tagen auch, dass dann am Abend wieder der ganze Zeitdruck beginnt.
Stress und Zeitdruck sind für sehr viele Pflegefachkräfte ein Problem. Seit Corona ist der Mangel an Arbeitskräften in der Pflege um einiges gestiegen. Schon 2018 gab es einen hohen Pflegekräftemangel, der dann immer weiter stieg und vor allem auch jetzt, durch Corona, erheblich angestiegen ist. Viele Pflegekräfte senken ihre Vollzeitstelle auf 75 % oder weniger, um ein Burn-out zu vermeiden, denn sie fühlen sich psychisch und physisch überlastet. Im Krankenhaus trifft man nun auch vermehrt auf Verständnislosigkeit und Undankbarkeit. Es wird mehr von den Pflegekräften erwartet. Die aktuelle Corona-Krise stellt das Pflegefachpersonal vor besondere Herausforderungen und obwohl viele Maßnahmen in unserer Gesellschaft wegfallen, sieht es in den Krankenhäusern ganz anders aus. FFP2–Masken sind eine Pflicht für Arbeiter, Patienten und Besucher. Um in das Krankenhaus hereinzukommen, sind PCR–Tests und Schnelltests erforderlich. Es wird regelmäßig getestet und das sorgt für zusätzlichen Stress.
»Werde keine Pflegefachkraft.«
»Diesen Stress willst du nicht haben.«
»Tu dir das nicht an.«
»Damals waren wir aufgrund des Pflegekraftmangels auch nur zu viert und doch war es viel besser.«
»Glaub mir, geh lieber studieren.«
»Nicht in diesen Zeiten.«
All das sind Antworten, die ich bei der Frage nach dem Beruf der Pflegefachkraft bekommen habe. Ich war schockiert, dass ich nicht eine einzige positive Rückmeldung über das jetzige Arbeiten bekommen habe. Kopfschüttelnd sagt mir eine Fachkraft »Früher war es besser«. »Der Beruf der Krankenschwester ist an sich ein schöner Beruf, aber die Rahmenbedingungen, unter denen man heutzutage arbeiten muss, sind schlecht.« Das war die einzige Antwort, die positiver klang, aber auch von einer etwas erfahreneren Pflegefachkraft kam. Dabei ist es ein Beruf, der sehr unterbesetzt ist und man junge Leute eher motivieren sollte, diesen auszuführen. Aber wie soll das möglich sein, wenn es nichts zum Motivieren gibt? Mir wurde viel darüber erzählt, wie schlimm sich die Menschen, vor allem in diesen Zeiten, den Pflegefachkräften gegenüber verhalten. Sie sind respektlos und schätzen den Beruf nicht. Da der Beruf anspruchsvoller geworden ist, sollte dieser mehr anerkannt werden. Im Sankt Marien-Hospital fühlen sich sehr viele Pflegefachkräfte unterbezahlt und alle sind sich einig: So lohnt sich der Beruf nicht. Die Regierung sollte den Beruf attraktiver machen.
»Womit wäre der Beruf denn attraktiver?«
Mehr Gehalt, mehr Anerkennung und mehr Personal.
An dem Ende meines Praktikums muss ich sagen, dass es, obwohl nicht all meine vorherigen Erwartungen erfüllt worden sind, definitiv dennoch eine mega schöne Zeit war und ich auch einiges dazu gelernt habe. Nicht alles ist genauso verlaufen, wie ich es mir vorgestellt habe, und das ist auch okay. Denn es wird auch im späteren Berufsleben nicht immer alles genau so verlaufen, wie man es möchte, und auch durch Überraschungen kann man manchmal sehr viel dazu lernen. Ich habe nicht immer alles gewusst und so habe ich mein Wissen immer mehr erweitern können. Ich habe gelernt, in manchen Situationen besser spontan handeln zu können und ich wurde in meiner Entscheidung, meinem Berufswunsch nachzugehen, nur noch mehr bestätigt. Obwohl es nur zwei Wochen waren, ist die gesammelte Erfahrung eine große Hilfe für mich. Sicherlich wird es auch eine große Hilfe für andere sein, die auch in die Richtung des Gesundheitswesens gehen wollen.