Marl während der NS-Zeit – Sylvia Eggers erzählt

Auf Einladung unseres Geschichtslehrers Herrn Pothmann besuchte die Marlerin Sylvia Eggers die Klasse 9C und berichtete dort über Marl in der Zeit des Nationalsozialismus. Den Besuch kommentierten die Schülerinnen Annika Meinhard und Lena Palmowski:

„In unserem Geschichtsunterricht sind wir nun bei dem Thema angekommen, welches auch als dunkelstes Kapitel der deutschen Geschichte gilt –  Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg.

Mit Referaten zum Ende der Weimarer Republik und des Aufstiegs der NSDAP, stiegen wir dann in das Thema ein. Nachdem wir auch das Horst-Wessel-Lied und das sogenannte Ermächtigungsgesetz kennengelernt hatten, stellten wir uns immer wieder die Frage: „Wie war es eigentlich in Marl während der NS-Zeit?“

Um diese Frage zu beantworten, kam Sylvia Eggers am 11.03.2022 an das GiL. Lange Zeit arbeitete sie im Sozialamt in Marl, nun bietet sie Stadtführungen durch Marl an und hat unter anderem auch die Bücher ,,Marl – Geschichten und Anekdoten: Wir sehen uns gleich bei Neckermann“ und „Marl – Geschichten und Anekdoten: Bis heute Abend im TM!“ geschrieben.

Nach einer kurzen Einführung zu ihrer Person und zum Thema, trug sie uns ein Gedicht vor, welches ein 88-Jähriger Marler noch aus seiner Schulzeit kannte. Uns wurde bei ihren Erzählungen schnell klar, dass Adolf Hitler und der Nationalsozialismus immer stark präsent im damaligen Unterricht waren, zum Beispiel durch die „kleine Nationalkunde“ oder ideologische Anmerkungen auf dem Zeugnis. Auch die Treffen der Hitlerjugend und die des „BDM“ (Bunds deutscher Mädel) waren Alltag der Jugendlichen im Dritten Reich. Sylvia Eggers‘ Mutter zum Beispiel fand diese Treffen als jugendliches Mädchen immer gut, weil sie dort ihre Freundinnen treffen konnte und nachmittags nicht im Haushalt helfen musste.

Auch vom Arbeitsdienst erzählte Frau Eggers. Es wurden Fotos vom Arbeitsdienstlager in Marl gezeigt und sie las uns einen Brief von dem Cousin ihrer Mutter vor. Dieser wurde zum Arbeitsdienst verpflichtet und bei einem Angriff als 17-jähriger tödlich verletzt.

Um noch mehr Eindrücke zu bekommen, konnten wir uns unter anderem mehrere Bilder ansehen. Beispielsweise von einem Helfer der Flugabwehr in Polsum oder von einer zerbombten Straße, welche vermutlich die Droste-Hülshoff-Straße ist. Auch Bilder von der Verleihung der Stadtrechte an Marl 1936 wurden gezeigt. Im Hintergrund waren deutlich die Hakenkreuzflaggen zu erkennen. Und auch Gegenstände aus der damaligen Zeit wurden mitgebracht. So konnten wir uns einen Eindruck von Lebensmittelkarten, einer Broschüre zum Luftschutz oder dem „Mutterkreuz“, einer besonderen Auszeichnung, machen.

Wir haben uns nach dem Besuch nochmal in unserer Klasse erkundigt und haben festgestellt, dass alle begeistert waren. Thema und Inhalt wurden von Frau Eggers verständlich erklärt und vor allem die mitgebrachten Gegenstände kamen sehr gut an und weckten das Interesse noch ein kleines bisschen mehr.

Wir können uns alle sicherlich nicht wirklich gut vorstellen, wie der Alltag in der damaligen Zeit tatsächlich war und deswegen können wir zusammenfassend sagen, dass wir es alle sehr spannend fanden über diese schreckliche und aus unserer Sicht auch fremde Zeit, einen Vortrag gehört zu haben.“

Im Anschluss übergab Sylvia Eggers dem GiL kostenlos einen Klassensatz ihres Buches „Menschen aus Marl erinnern sich“, in dem sie Zeitzeugen zum Kriegsende 1945 interviewte. Herr Pothmann und die Klasse 9C bedankten sich für den Besuch und die Bücher.

Annika Meinhard und Lena Palmowski (9c)