Am letzten Mittwoch hatte das GiL endlich wieder Besuch von Nils Oskamp! Nachdem im letzten Jahr unsere Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht am 9. November nur online in einer Videokonferenz stattfinden konnte, war es dieses Jahr wieder möglich, mit der Jahrgangsstufe 9 in der gut gefüllten, aber mit Abstand bestuhlten und gut gelüfteten, Aula zusammenzukommen.
Zum wiederholten Male haben wir bei der Veranstaltung, die unter dem Motto „Lesen gegen das Vergessen“ steht, versucht, einen Bogen aus der Zeit des Nationalsozialismus in die heutige Zeit zu schlagen. Und Nils Oskamp gelingt es, in seiner Lesung genau diese Aspekte gekonnt miteinander zu verbinden.
In einem packenden Vortrag erzählte Nils Oskamp von seinen Erfahrungen während seiner Schulzeit in Dortmund-Dorstfeld und der rechten Szene in den 80er-Jahren. Seine Erinnerungen verarbeitete er in der Graphic Novel „Drei Steine“. Die Schülerinnen und Schüler lauschten gebannt und es wurde deutlich, dass Rechtsextremisten und Neonazis versuchen, ein Klima der Angst zu erzeugen, in dem Andersdenkende mundtot gemacht werden sollen. Außerdem wurde Nils Oskamp nicht nur einmal zum Opfer von Gewalt und Bedrohung.
Immer wieder unterbrach Herr Oskamp seine Lesung, um geschichtliche und politische Hintergründe zu erläutern, Entscheidungen und Schwierigkeiten beim Zeichnen der Graphic Novel zu erklären und Zusammenhänge zu heutigen Personen und Entwicklungen in der rechten Szene aufzuzeigen. Die Bilder aus seinem Buch wurden währenddessen hinter ihm projiziert und Soundeffekte ließen noch tiefer in die Geschichte eintauchen.
Auch hatten die Schülerinnen und Schüler mehrmals Gelegenheit mit Herrn Oskamp ins Gespräch zu kommen, fragten interessiert nach oder verliehen ihrer Betroffenheit über die geschilderten Erlebnisse Ausdruck.
Die Veranstaltung zeigte, wie wichtig es ist, couragiert und frühzeitig gegen menschenfeindliche Worte und Taten aufzustehen und sich für ein tolerantes, vielfältiges Zusammenleben in unserer Gesellschaft und insbesondere an unserer Schule einzusetzen.
Informationen zu Nils Oskamp und „Drei Steine“ sind hier zu finden:
PS: Das GiL ist eine „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Wir haben die Patenschaft für die Stolpersteine für die Familie Boldes in der Marler Hülsstraße übernommen, deren Möbelgeschäft in der Hülsstraße vom 9. auf den 10. November angezündet und zerstört wurde. Rudolf und Paula Boldes wurden daraufhin, nach einer Station im „Judenhaus“ in Recklinghausen nach Riga deportiert und ermordet.
Das Thema Nationalsozialismus ist Stoff des Geschichtsunterrichts in der Jahrgangsstufe 9 und wir fühlen uns den Grundsätzen unseres Schulprogramms und des Lehrplans Geschichte verpflichtet. Daher ist es uns ein besonderes Anliegen, die Erinnerung an die nationalsozialistische Vergangenheit und die Gefahren von rassistisch motivierter Gewalt in unserer Schulgemeinschaft wachzuhalten und mit unseren Schülerinnen und Schülern zu thematisieren.
Redaktion und Foto: Benedikt Berghoff