Nicht umsonst heißt Lessings wohl berühmtestes Drama „Nathan der Weise“ – und nicht umsonst taucht dieses Drama in regelmäßigen Abständen im Lektürekanon der Qualifikationsphase des Faches Deutsch auf. Dass Dramen ihrem ursprünglichen Wortsinn nach für die Bühne geschrieben wurden und werden und demnach eben dort ihre oft aufrüttelnden Botschaften szenisch umsetzen, ist nicht nur allen Deutschlehrer*innen bekannt. Und so waren sich die in der Stufe Q1 Unterrichtenden schnell einig, die Chance, den „Nathan“ im Theater Marl zu besuchen, beim Schopfe zu packen…
Am 6. Oktober besuchten wir Deutschlehrer*innen der Q1 also mit allen Schüler*innen eine wirklich sehenswerte Inszenierung des „Nathan“, die sich eng an den Originaltext Lessings hält und doch bemerkenswerte Aktualisierungen vornimmt. Der Dramaturg Christian Scholze und der Regisseur Markus Kopf zeigen mit einer eindrucksvollen Rollenbesetzung, dass die Frage nach dem friedvollen Miteinander der Religionen auch heute ganz gewiss nicht an Aktualität verloren hat. Nathans Weisheit im Erzählen der „Ringparabel“, die Forderung nach Toleranz und Akzeptanz des anderen und die „Botschaft der Mitmenschlichkeit“ als zentrale Themen des aufklärerischen Werks werden gekonnt mit einem spärlichen, doch aussagekräftigen Bühnenbild und musikalisch durchaus passenden, teils konfrontativen Stücken in Szene gesetzt.
Der uns nach Verlassen des Theaters empfangende Regen vermochte dann auch nicht die Einsicht zu trüben, dass wir alle wieder (hoffentlich!) ein wenig weiser geworden sind…