Gedenken an den 9. November – dieses Jahr online…

Am 9. November jährte sich die Reichspogromnacht zum 82. Mal. Auch wir am GiL haben in einer Veranstaltung mit der Jahrgangsstufe 9 dieses Datums gedacht. Neben der Erinnerung an das historische Ereignis war es uns wichtig, einen Bogen zu schlagen von der menschenverachtenden Ideologie der Nationalsozialisten zu unserer heutigen Situation und dem erneuten Erstarken von Rechtsextremismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Zu diesem Zweck hatten das Projekt „Schule ohne Rassismus am GiL“ und die Fachschaft Geschichte Nils Oskamp erneut zu diesem Anlass eingeladen.

Durch die Corona-Pandemie blieb dieses Jahr allerdings lange unklar, ob wir die Veranstaltung dieses Jahr in gewohnter Form durchführen können. Herr Oskamp erklärte sich zum Glück kurzfristig bereit, die Lesung auch online per Videokonferenz aus Hamburg durchzuführen. Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 konnten also nach Klassen getrennt über unsere digitalen Tafeln die Lesung verfolgen und sogar in einem Diskussionsblock den Autor zu seinem Buch befragen.

Dieser begann seine Lesung damit, an die ambivalente Bedeutung des 9. Novembers in der deutschen Geschichte zu erinnern. Denn an diesem „Schicksalstag“ der Deutschen ereignete sich nicht nur die Reichspogromnacht am 9. November 1938, auch die Ausrufung der Weimarer Republik 1918,  der Hitler-Putsch 1923 und der Mauerfall 1989 fielen auf dieses Datum.

In einem packenden Vortrag erzählte Nils Oskamp anschließend von seinen Erfahrungen während seiner Schulzeit in Dortmund-Dorstfeld und der rechten Szene in den 80er-Jahren. Seine Erinnerungen verarbeitete er in der Graphic Novel „Drei Steine“. Die Schülerinnen und Schüler lauschten interessiert und konzentriert und es wurde deutlich, dass Rechtsextremisten und Neonazis versuchen, ein Klima der Angst zu erzeugen, in dem Andersdenkende mundtot gemacht werden sollen. Außerdem wurde Nils Oskamp nicht nur einmal zum Opfer von Gewalt und Bedrohung. 

Immer wieder unterbrach Herr Oskamp seine Lesung, um geschichtliche und politische Hintergründe zu erläutern, Entscheidungen und Schwierigkeiten beim Zeichnen der Graphic Novel zu erklären und Zusammenhänge zu heutigen Personen und Entwicklungen in der rechten Szene aufzuzeigen. Die Bilder aus seinem Buch wurden währenddessen auf den digitalen Tafeln projiziert und Soundeffekte ließen noch tiefer in die Geschichte eintauchen. 

Nach den zwei Stunden waren viele Zuhörer begeistert, nachdenklich oder geschockt. Es wurde deutlich, wie leicht Menschen, die sich Rechtsextremisten in den Weg stellen, zum Opfer von Gewalt werden können. Dennoch war Nils Oskamps Vortrag auch ein leidenschaftliches Plädoyer, im Kampf gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Hass nicht nachzugeben und mit friedlichen Mitteln und Kreativität dagegenzuhalten. Ein Grund mehr, uns weiterhin für ein offenes, tolerantes und mitmenschliches Schulklima einzusetzen! Vielen Dank Nils Oskamp für diesen erneuten Motivationsschub!

Informationen zu Nils Oskamp und „Drei Steine“ sind hier zu finden:

www.oskamp.de/presskit.pdf

PS: Das GiL ist eine „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Wir haben die Patenschaft für die Stolpersteine für die Familie Boldes in der Marler Hülsstraße übernommen. Das Thema Nationalsozialismus ist Stoff des Geschichtsunterrichts in der Jahrgangsstufe 9 und wir fühlen uns den Grundsätzen unseres Schulprogramms und des Lehrplans Geschichte verpflichtet. Daher ist es uns ein besonderes Anliegen, die Erinnerung an die nationalsozialistische Vergangenheit und die Gefahren von rassistisch motivierter Gewalt in unserer Schulgemeinschaft wachzuhalten und mit unseren Schülerinnen und Schülern zu thematisieren.

Text und Foto: Benedikt Berghoff