Kurz vor dem 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, hatten am 23.1.2020 die Schüler der Q2, sowie einzelne Geschichts- und Sowikurse aus der EF die besondere Gelegenheit, eine Überlebende des Lagers zu treffen: Halina Birenbaum aus der Marler Partnerstadt Herzlia hatte auch in diesem Jahr wieder den weiten Weg auf sich genommen, um von ihren Erlebnissen zu berichten. Aufgewachsen in Polen, erlebte sie als Kind und Jugendliche den Krieg und die Besetzung ihrer Heimat durch die Deutschen. Gespannt und bewegt verfolgten die Schüler ihre Schilderung der Erlebnisse im Warschauer Ghetto, wo die Familie unter schwierigsten Bedingungen und mit der ständigen Angst lebte, deportiert zu werden. Denn auch wenn öffentlich erzählt wurde, die Deportierten kämen zu Arbeitseinsätzen in den Osten, sei ihr klar gewesen, dass etwas Schreckliches mit ihnen geschah, denn niemand kam je zurück oder gab ein Lebenszeichen von sich. Bildhaft schilderte sie auch die Schrecken des sogenannten Umschlagplatzes, wo ihr Vater von SS-Männern fast zu Tode geprügelt wurde und in einen Zug nach Treblinka gezwungen wurde und es der Mutter nur durch Zahlung eines hohen Bestechungsgeldes gelang, sich und ihre beiden jüngeren Kinder für eine kurze Zeit vor der Deportation zu retten. Einige Wochen versteckten sie sich in einem Bunker, bis das Ghetto endgültig geräumt wurde und alle verbliebenden Juden nach Majdanek bei Lublin gebracht wurden. Frau Birenbaum schilderte sehr bewegend, wie sie dort zunächst von ihrem Bruder Hilek getrennt wurde, den sie nie wieder sah. Ohne dass Halina es zunächst bemerkte, wurde dann auch ihre Mutter in die Gaskammer geschickt. Beindruckend war es auch zu hören, wie sie trotz der fürchterlichen Situation mutig gegenüber den Lagerkommandanten auftrat. So täuschte sie vor, 17 statt 14 Jahren alt zu sein, um eine größere Überlebenschance im Lager zu haben. Als ihre Schwägerin Hella, ihre letzte verbleibende Verwandte, selektiert werden sollte, wandte Halina sich an den zuständigen Offizier und bewirkte die Verschonung der Schwägerin. Neben Majdanek und Auschwitz überlebte Frau Birenbaum auch das Lager Ravensbrück, in das die Häftlinge kurz vor der Befreiung Auschwitz’ geschickt wurden.
Abschließend betonte Frau Birenbaum, dass es ihr ein großes Anliegen ist, ihre Geschichte immer wieder gerade auch jungen Menschen zu erzählen. Trotz ihres hohen Alters von 90 Jahren ist sie aus diesem Grund in ganz Europa und Israel unterwegs und hält Vorträge. Dass ihr Besuch auf großes Interesse und große Wertschätzung durch die Schüler traf, zeigte die Tatsache, dass am Ende des Vortrags zahlreiche Schüler die Gelegenheit nutzten, Frau Birenbaum noch weitere Fragen zu stellen, ihren Respekt und ihre persönliche Dankbarkeit für den Besuch auszudrücken.
Wir hoffen, dass Frau Birenbaum auch im nächsten Jahr wieder den Weg zu uns finden wird, um Schülerinnen und Schülern die einmalige Gelegenheit zu geben, eine Zeitzeugin des Holocausts zu treffen.
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