Als sich im Januar 2016 eine Gruppe von OberstufenschülerInnen im Evangelischen Religionsunterricht zum Thema Schöpfung mit ihrer Pfarrerin Beatrice Suchalla die Filme „Hope for all“ und „Tomorrow“ angesehen hat, entwickelte sich bei den SchülerInnen der Wunsch, selbst aktiv etwas für unsere Umwelt zu tun. Es wurden Kooperationspartner gesucht und in den „Ackerhelden“ gefunden. Sie stellten dem Kurs ganz spontan einen Acker kostenlos zur Verfügung, auf dem die ersten Gemüseanbauerfahrungen gesammelt werden konnten.
Zeitgleich sollte der Schulgarten als ökologisches grünes Klassenzimmer umgestaltet werden. Das Ganze war am Anfang ein Low-Budget-Unternehmen. Eine Wildnis mit Teich musste umgegraben werden. Das Engagement der SchülerInnen und Frau Suchallas gestaltete sich so, dass sie beschlossen, Hochbeete im Schulgarten aus Europaletten anzulegen. Die Eltern und Großeltern spendeten Gemüsesamen, Gartenpflanzen und Obstbäume. Durch ein Elternteil war der Kurs in der Lage, die Europaletten recht günstig zu bekommen. Es wurden Gartengeräte angeschafft und mit Hilfe der Großeltern aus Europaletten Hochbeete gebaut. Die Ackerhelden aus Essen spendeten ebenfalls einige Gemüsepflanzen.
Arbeiten macht hungrig – und so erwuchs die Idee, gemeinsam zu grillen und zu kochen – und das nach jedem Arbeitseinsatz am späten Freitagnachmittag. Wie gesagt: von Frühjahr 2016 bis Sommer 2017 erfolgte die ganze Arbeit für die SchülerInnen auch in ihrer samstäglichen Freizeit. Ohne das zusätzliche Engagement der einzelnen SchülerInnen in ihrer Freizeit für den Schulgarten und den Bioacker bei Theo Schürmann in Oer Erkenschwick wäre dies alles nicht möglich gewesen.
Im Schuljahr 2017/2018 startete dieser Projektkurs „Schöpfungsverantwortung“, der sich nachhaltig für das biologische Gärtnern einsetzen wollte, ohne Geld, nur mit der Hoffnung, dass das Beispiel Schule macht und vielleicht Sponsoren unterstützen würden. Die Bedingungen waren keine leichten: Ein zum Teil sehr steiniger und mit Bauschutt bedeckter Schulgarten und ein 100m² großer Bioacker für Biogemüse. Es ist dem Kurs gelungen, damit anzufangen: Jeden Donnerstag- undFreitagnachmittag kam man zusammen und baute die Hochbeete, pflanzte an und legte neue Beete in den Schulanlagen an. Überall wuchsen Tomaten, Zucchini, Salat, Erbsen, Kohlrabi, Bohnen, Erdbeeren, Kartoffeln, Karotten, Beerensträucher, Gurken, Radieschen, Kartoffeln und die verschiedensten Kräuter.
Allerdings erlebten die Engagierten einen großen Rückschlag. Nachdem alle Hochbeete und Beetanlagen im Frühjahr 2018 bepflanzt waren, fielen diejenigen, die nicht im abgezäunten Teil des Schulgartens waren, dem Vandalismus zum Opfer. Es wurde alles zerstört nach den Pfingstferien und die Gärtner mussten mühsam wieder von vorne anfangen und sich neu motivieren. Frau Suchalla ist im Nachhinein sehr stolz auf den Projektkurs, der nicht aufgab! Alle halfen solidarisch mit, die Beete neu aufzubauen und jeder teilte seine Pflanzen. Durch einen Zeitungsaufruf bekam der Kurs auch Spenderpflanzen aus einer Gärtnerei aus Herten und von Privatleuten, so dass weitegemacht werden konnte. Die Anteilnahme der Bevölkerung spornte alle an und gab Hoffnung, dass es richtig war, was hier getan wurde.
Nach den Sommerferien 2018 wurde aus dem Engagement ein zweiter Projektkurs für nachhaltiges Umweltmanagement in der Landwirtschaft und in der Stadt (ökologisches und biologisches Gärtnern) unter der Leitung von Frau Suchalla eingerichtet . In diesem Kurs bearbeiten 26 SchülerInnen ihre eigenen Parzellen im Schulgarten und gestalten sie unter bioökologischen Gesichtspunkten. Die 16jährigen SchülerInnen lernen im Winter alles, was sie wissen müssen über das Wissensgebiet Ökologie und ökologische Landwirtschaft in der Theorie, um dann im Frühjahr mit diesem Wissen ausgerüstet zu sein, damit sie es in ihr eigenes Projekt umsetzen können. Weiter stand ein Bioacker zur Verfügung und für die Wasserversorgung wird ab Frühjahr 2019 ein eigenes Wasserleitungssystem gebaut, um die weiter entfernt vom Schulgarten liegenden Hochbeete und Beete mit Wasser zu versorgen.
Und da das Beispiel Mut machte, startete ab Sommer 2018 eine Gruppe von SchülerInnen (5er und 6er) aus der Übermittagsbetreuung und bearbeitet nun ebenfalls ihre kleinen Hochbeete. Die Zehnjährigen betreuen zwei Bienenvölker und tun dies auch noch weiter. Dies geschieht unter der Leitung von Frau Wawrzynowicz, Frau Debo und den anderen Teammitgliedern der „Übermittagsbetreuung“, die ebenfalls schon seit einigen Jahren mit den jüngeren Schülern und SchülerInnen ökologisch gärtnern und sich um die Bienenvölker kümmern.
Die Q1er haben große Hochbeete gebaut und die 5er/6er haben kleine Hochbeete, die alle in unserem Schulgarten und mittlerweile auch auf dem Schulgelände verteilt sind. Von den Großen lernen die Kleinen, was biologisches Gärtnern bedeutet und alle leisten damit ihren Beitrag für unsere Umwelt und zur Rettung unseres Klimas. In den Wintermonaten werden daheim die Gemüsesamen vorgezogen, um sie dann im Frühjahr auszupflanzen. In der Zwischenzeit hat der Projektkurs auch den kleinen Teich im Schulgarten ökologisch gestaltet und weitere Insektenhotels sind an unserer Schule in der letzten Woche vor den Sommerferien hergestellt worden. Sie müssen nur noch aufgestellt werden.
Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur ökologisch zu gärtnern, sondern auch danach zu leben. Wir haben an unserer Schule eine kleine Küche, in der immer nur vier SchülerInnen den „Ackernden“ ein internationales veganes oder vegetarisches Gericht in der Küche zubereitet haben und weiterhin zubereiten werden. Sie möchten auch ein Kochbuch herausbringen für die Schule. Wenn die Erträge größer ausfallen, ist gedacht, sie in den Pausen an SchülerInnen weiterzugeben oder nach der neuen Schulhofplanung, dass sich vielleicht die SchülerInnen selber im essbaren Klassenzimmer bedienen können (Schulgarten). Außerdem sollen auch Sitzgelegenheiten im Schulgarten für die SchülerInnen angeboten werden, aber das Ganze kostet viel Geld und man kommt eben nur schrittweise voran. Deshalb freuen sich alle Beteiligten über den „Klimaschutzpreis“, denn die Förderung von 2000,- Euro tut gut und wird uns als Schule weiterhin anspornen, neue Ziele zu stecken, um das Klima zu schützen. Gedacht ist, dass vielleicht später jede Klasse ihre eigene Gartenoase bekommt. Dieses Projekt ist auf Nachhaltigkeit im Umweltmanagment unter bioökologischen Bedingungen angelegt. Das nächste Projekt wird der hydroponische Garten – besser bekannt unter dem Namen „Indoor Gardening“ – in Zusammenarbeit mit dem Physikkurs starten. Alle Beteiligten haben viel Freude daran und sind jetzt hoch motiviert.
Noch einmal ein ganz herzliches Dankeschön für diesen Preis!